Auf ein Wort: … und Friede auf Erden

Diese Worte aus der Botschaft des Weihnachtsengels sind es, die mich in diesen Tagen besonders ansprechen. Sie entsprechen einer tief empfundenen Sehnsucht von mir und sicher auch von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, gerade in dieser Weihnachtszeit 2021.
Als ich vorigen Samstag von meinem Büro aus auf die Lederstraße blickte, sah ich zwar keine Krawalle, wie zuvor befürchtet, doch ein wirklich friedlicher Abend vor dem 4. Advent hätte wohl anders ausgesehen, zum Beispiel so, dass keine Hundertschaften der Polizei notwendig gewesen wären. Seit längerem merken wir, wie die Auseinandersetzungen über den angemessenen und richtigen Umgang mit der Pandemie Frieden gefährden, auf der Straße ebenso wie in vielen anderen Bereichen unseres Lebens, bis in unsere Familien hinein wird es schwierig. Die nicht enden wollende Pandemie fordert uns alle sehr und zehrt an unseren Kräften.
Wie hören wir in dieser Situation die Worte des Weihnachtsengels: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“? Ja, setzen wir nun gedanklich dahinter ein Fragezeichen oder ein Ausrufezeichen. Angesichts dessen, was wir vielfach sehen, liegt das Fragezeichen vielleicht näher, manche werden sagen, das sei auch ehrlicher. Doch wenn wir uns nur an das halten würden, was wir unmittelbar sehen, dann bräuchte es keinen Glauben mehr. „Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht“, heißt es einmal im Neuen Testament. Wer hofft und vertraut, der oder die lebt doch in der Erwartung, dass die Welt und das Leben auch wieder anders werden können, zum Beispiel friedlicher.
Ich will meine Hoffnung auf wieder mehr gesellschaftlichen Frieden nicht aufgeben. Und ich bin froh, dass dieser Frieden nicht allein von unseren menschlichen Meinungen und Weisheiten abhängt. Ich will auf jenen Friedensstifter vertrauen, der an Weihnachten das Licht der Welt erblickt und selbst zum Licht der Welt geworden ist.
Darauf will ich mich verlassen und zugleich auch dankbar sein gegenüber allen, die in diesen Tagen Friedensdienste leisten, sichtbar auf der Straße oder auch im Verborgenen. Die Botschaft des Weihnachtsengels kommt an. Danke!

Dekan im Kirchenbezirk Reutlingen

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