Joh 19,13b: „… neigte das Haupt und verschied.“
Die Predigt an Karfreitag in der evangelischen Kirche in Gammertingen geht vor allem auf die Frage ein, ob mit dem Tod alles aus ist oder ob gilt, was mit einem Songtext so ausgedrückt werden könnte: „Hinterm Horizont geht’s weiter“ (Udo Lindenberg). Für Letzteres spricht auch die Übersetzung von Joh 19,30b (παρέδωκεν τὸ πνεῦμα) in der katholischen Einheitsübersetzung mit „und [er] übergab den Geist“. „Übergeben“ ist etwas anders als endgültig „Abschiednehmen“. Die Übersetzung in der Lutherbibel „und er verschied“ vermag diesen Aspekt einer durch den Tod hindurch sich bewährenden Liebesbeziehung – „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh 3,16) – nicht zum Ausdruck zu bringen.
Kernsätze der Predigt: Die Liebe Gottes ist es, die alle Grenzen übersteigt. Aus lauter Liebe musste Jesus sterben, … Im Tod reißt die Beziehung zum Leben nicht ab. Der Tod hat nicht das letzte Wort, vielmehr behält das Leben den Sieg! … Jesus geht den Weg in den Tod aus lauter treuer Verbundenheit zu seinem himmlischen Vater und er übergibt ihm nun im Tod seinen Geist. Nun hat‘s er in Händen, der himmlische Vater, und kann es wenden, das Schicksal des Sohnes. Die Auferweckung Jesu ist das Beziehungszeichen überhaupt. Gott, der das Leben schuf, bleibt treu seinem Lebensruf. Er lässt davon nicht ab, sondern bleibt der Liebende, über den Tod hinaus und durch den Tod hindurch, hin zum Leben. … Unser Gott bleibt der Liebende.