Liebe Synodale, liebe Gäste unserer Reutlinger Bezirkssynode!
Im Mittelpunkt jener Bibelverse aus dem 1 Thessalonicherbrief, über die ich vor gut einem Jahr zu predigen hatte, als mich ein großer Teil des hiesigen Dekanswahlausschusses in Rottweil besuchte, und die wir grade vorher noch einmal aus Schriftlesung gehört haben, steht die Aufforderung: Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch. (1. Thess 5, 9) Und wenn ich jetzt im Rahmen dieses Dekansberichtes zurückschaue auf mein erstes halbes Jahr im neuen Amt am neuen Ort, dann fällt es mir weithin nicht schwer, dieser biblischen Aufforderung nachzukommen. Ja mehr noch, es ist mir ein wirkliches Anliegen, eben grad mit dem Dank zu beginnen.
Ich darf so zahlreich die Erfahrung machen, dass ich mit offenen Herzen empfangen werde und dass mir Vertrauen entgegen gebracht wird, dass mir das Ankommen leicht gemacht werden soll, und all das zusammen tut mir gut und hilft mir sehr. Lassen Sie mich stellvertretend für viele insbesondere dem Team im Dekanat von Herzen Dank sagen, allen voran Pfarrerin Christina Hörnig, die in wunderbarer Weise mich mit Rat und Tat unterstützt, die ganz umsichtig und sensibel wahrnehmend sich um so vieles kümmert, was ich noch gar nicht im Blick habe. Zusammen mit Frau Katschke und Frau Reiff im Dekanatamt sind es diese drei Frauen, die für das gute Gelingen der Arbeit, auch schon in der Vakatur und erst recht jetzt in meinen ersten Monaten, sorgen und mich vertrauensvoll unterstützen, die mir viel Zeit und Geduld schenken. Herzlichen Dank!
Liebe Synodalinnen und Synodale, für alle offenen Türen, Ohren und Herzen die ich bei Besuchen und Sitzungen, bei Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen, bei nahezu allen Terminen bislang habe erfahren dürfen, danke ich sehr.
Ein Beispiel will ich diesbezüglich noch konkret erwähnen: unserer Pfarrkonvent, bei dem ich im Kreis der Pfarrerinnen und Pfarrer diese Offenheit und Herzlichkeit mir gegenüber erleben durfte. Das ist mir und wird mir ein ganz großes Anliegen sein, dass dieses solidarische und vertrauensvolle Miteinander in der PfarrerInnenschaft erhalten bleibt und von möglichst vielen so empfunden werden kann. Das Thema unseres Konventes waren übrigens Fragen nach dem Amtsverständnis von uns Pfarrerinnen und Pfarrern. Und Kollege Dr. Bauspiess wies in einem einleitenden Referat auf eine Stelle im ersten Timotheusbrief hin, an der Paulus seinen Schüler erinnert, die Gabe Gottes zu nutzen, die ihm, dem Schüler, mit der Auflegung der Hände des Apostels übertragen wurden. Diese Stelle ist mir zur Zeit noch besonders nahe, als mir eben auch zu Beginn meines Amtes am 29. März, nun nicht von einem Apostel, aber doch von Prälat Dr. Rose in der Marienkirche, die Hände aufgelegt wurden. Und den unmittelbar folgenden Bibelvers habe ich mir seitdem besonders oft ins Gedächtnis gerufen in diesem ersten halben Jahr, ausgerechnet auch der Denkspruch unseres Prälaten: Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Tim 1, 7)
An nicht wenigen Tagen spürte ich die großen Ansprüche und Erwartungen, die an dieses Amt heran getragen werden und deshalb war und bin ich umso dankbarer, mich von diesem Bibelwort her orientieren zu lassen. Nein, nicht Furcht, sondern Kraft, Liebe und Besonnenheit schenkt Gott mir und uns allen.
Im Folgenden möchte zu einer Reihe von Stichworten einige kurze Überlegungen weitergeben, 1. zur aktuellen Flüchtlingshilfe, 2. zum Begriff der Dienstgemeinschaft, 3. zum Reformationsjubiläum, 4. zum Ideenwettbewerb, 5. zu den kommenden Pfarrplänen sowie schließlich 6. zur Einheit in der Vielfalt unseres Kirchenbezirks.
I.
An den Zuspruch aus dem 2. Timotheusbrief möchte ich auch und gerade im Zusammenhang mit den großen Herausforderungen erinnern, die durch die vielen Flüchtlinge unter uns entstanden sind. Dabei sollten wir Christinnen und Christen uns nicht den Geist der Furcht zu eigen machen, sondern wo immer möglich, mit dem Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit agieren. D.h. wir sollten uns nicht an der Verbreitung von Angst beteiligen, sondern am Weitergeben von Hoffnung.
Es ist geradezu unglaublich und wunderbar zugleich, wie viele Menschen sich zur Zeit aktiv für die Flüchtlinge engagieren. Wie wertvoll und beeindruckend ist das Bemühen, in den Unterstützerkreisen und Asylcafes auf die notleidenden und in großer Zahl traumatisierten Menschen zuzugehen und ihnen zu helfen bei den ersten Schritten in der deutschen Sprache, in unserer Kultur, auch mit unserer Bürokratie umzugehen. Es ist hier nicht der Ort, große Politik zu machen, und wir alle sind nicht so naiv, als dass wir nicht wüssten, welch enorme Probleme mit dieser Flüchtlingssituation verbunden sind, aber nichts desto trotz sollte – so denke ich – für uns als Kirche die Nadel unseres christlichen Kompasses klar ausgerichtet bleiben: Wenn Christus sagt, was ihr diesen von meinen geringsten Geschwistern getan habt, das habt ihr mir getan, (Mt 25, 40) dann gilt das ganz gewiss für unseren Umgang mit den Flüchtlingen. Wie gesagt, es kann m.E. für uns als Kirche nicht darum gehen, die bessere Politik zu machen, sondern mitzuhelfen, dass Politik und staatliche Verantwortungsträger zusammen mit vielen zivilgesellschaftlichen Initiativen die Herausforderungen einigermaßen menschlich meistern können. Ich bin sehr dankbar, dass die Verantwortlichen von Landkreis und Kommunen die ehrenamtlichen Aktivitäten und auch den unermüdlichen Einsatz unseres Diakonieverbandes wertschätzen und fördern. Miteinander können wir die großen Aufgaben schaffen.
Wenn ich auf dem Smartphone eines syrischen Flüchtlings ein Foto seiner Töchter sehe, die im selben Alter sind wie die meinen, wenn ich höre, wie er täglich um sie bangt, wie er dringend hofft, sie bald auf sicherem Weg hierher holen zu können, wie unglaublich psychisch belastend diese Situation für die ganze Familie ist, dann bricht es mir fast das Herz. Warum nur so viel Leid, warum so wenig Lösungsperspektiven? Was können wir tun? Wir können uns für diese Geschichten interessieren. Wir können unsere Gemeinderäume öffnen für Begegnungen, wir können mit kompetenten Menschen Verfahrenswege beraten, wir können Einladungen zu Veranstaltungen aussprechen und wir können an jedem Ort und zu jeder Zeit die Hände falten. In unseren Kirchen haben wir das gemeinsam und konfessionsverbindend an den Sonntagen im September getan. Welch ein wichtiges ökumenisches Zeichen: die Christinnen und Christen falten die Hände und wenden sich fürbittend an den Schöpfer und Erlöser aller Menschen.
Liebe Synodalinnen und Synodale, das sollten wir auch dann immer wieder tun, wenn es in den nächsten Wochen und Monaten noch schwieriger werden sollte, wenn der Widerstand gegen eine Willkommenskultur anwachsen wird, wenn die Probleme größer werden. Lasst uns unseren inneren Kompass behalten und dem Vorbild Christi nachfolgen und im Gebet nicht nachlassen. Lassen Sie mich auf Grund der aktuellsten Entwicklungen noch anmerken: Zu diesem inneren Kompass gehört nach meiner festen Überzeugung, dass sich für uns Christinnen und Christen ein Denken und Handeln nach dem Sankt-Florians-Prinzip verbietet (Heiliger St. Florian, verschon´ mein Haus, zünd´ and´re an!) und dass wir uns als kirchliche Verantwortungsträger weder am politischen Gerangel um Aufnahme- und Unterbringungszahlen noch am Ausspielen von sozial Schwachen gegenüber den Flüchtlingen beteiligen sollten. Lassen sie es uns versuchen, weiterhin mit Kraft, Liebe und Besonnenheit zu agieren.
II.
Ein zweites Thema möchte ich ansprechen, das mich in meinem ersten halben Jahr besonders beschäftigte. Im Grunde genommen ist es das, was eine Formulierung des Landesbischofs von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein so auf den Punkt bringt: „Wir sind als Kirche Dienstgemeinschaft – oder wir sind nicht Kirche.“
(Martin Hein, „Dienstgemeinschaft“: Theologische Annäherungen an einen arbeitsrechtlichen Begriff, Vortrag im Rahmen der Veranstaltung „Auf dem ‚Dritten Weg‘ in die Zukunft?“ im Bundessozialgericht in Kassel am 11.06.2012.,
siehe www.ekkw.de/bischof/vortraege_berichte.de)
Ich bin fest davon überzeugt, dass der Begriff der Dienstgemeinschaft nicht allein nur ein Terminus technicus des kirchlichen Arbeitsrechtes sein sollte, sondern dass mit ihm tatsächlich etwas über unser Selbstverständnis als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kirche zum Ausdruck kommen sollte. Im ersten Korintherbrief wird schon deutlich: Es sind verschiedene Gaben, aber es ist ein Geist, verschiedene Dienste, aber ein Herr, verschiedene Kräfte, aber ein Gott, der da wirkt alles in allem. (1. Kor 12, 4-6). Darum muss es uns gehen, dass wir um diese innere Mitte in allem äußeren Tun wissen, dass jede und jeder auf seine Weise und an seinem Ort weiß: Ich bin ein Teil jener Gemeinschaft, die sich dem Dienst gegenüber Gott und den Menschen verpflichtet weiß. Es ist diese ganz grundsätzliche Begründung einer kirchlichen Mitarbeiterschaft, die wir brauchen und die uns auch davor bewahrt, verwechselbar mit anderen Institutionen oder Verwaltungen zu werden. Ich will mich darum bemühen, das Meine dazu beizutragen, dass Mitarbeitende in unserem Kirchenbezirk, Ehrenamtliche, Neben- und Hauptamtliche den Begriff der Dienstgemeinschaft je für sich und gemeinsam inhaltlich füllen können, dass es spürbar wird: wir sind eine Dienstgemeinschaft und nicht irgendein Gremium, irgend eine Berufsgruppe, irgendeine eine Verwaltung. Dazu gehört für mich unabdingbar, dass wir uns auch dessen bewusst werden, was Paulus so formuliert: Unser Wissen ist Stückwerk! Und wenn das so ist, dann muss es nie das Perfekte sein, das wir von einander erwarten, dann haben wir den Grundansatz einer Kultur der Nachsicht. Das, was uns möglich ist, ist theologisch gesprochen tatsächlich nur Stückwerk! Für das Vollkommene ist ein anderer zuständig. Martin Luther war es, der unsere heutige Bedeutung des Wortes Stückwerk prägte. Vor ihm war das Stückwerk gleichsam ein Teil einer in Akkord zu verrichtenden Arbeit. Mit seiner Übersetzung von 1. Kor 13, 9 Unser Wissen ist Stückwerk gewinnt der Begriff eine neue Bedeutung, als Gegenüber zum Vollkommenen. Vielleicht könnte man anhand dieser Begriffsgeschichte gar die reformatorische Wende verdeutlichen.
III.
Womit wir bei einem nächsten thematischen Anliegen sind, das ich hier anführen will: Das vor uns liegende Reformationsjubiläum, dessen Vorbereitung jetzt auch in unserem Kirchenbezirk beginnt. Dabei scheint es mir ganz besonders wichtig zu sein, den eigentlichen theologischen Gehalt der Reformation in seiner Bedeutung auf unsere heutige Lebenswelt fruchtbar werden zu lassen, bzw. deutlich zu machen, welche Entlastung z.B. die Rückbesinnung auf ein Bibelwort wie das aus dem 1. Korintherbrief sein kann: Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist; das ist Jesus Christus. (1. Kor 3, 11) Insofern hat es auch seinen tiefen Sinn, wenn immer stärker der Fokus nun auf ein Christusfest gerichtet wird, das wir zusammen mit ökumenischen Geschwistern 500 Jahre nach der Reformation feiern. Nicht konfessionelle Selbstvergewisserung tut in erster Linie not, sondern das ökumenische Suchen und Fragen nach Christus. Ich wünsche mir, dass das in den unterschiedlichsten Veranstaltungsformaten geschehen kann, dass mit Phantasie und Kreativität überlegt wird, welche Beiträge zum Reformationsjubiläum vor Ort initiiert werden können. Wir, d.h. insbesondere auch Pfarrerin Großhennig und Pfarrerin Hörnig, werden die geplanten Veranstaltungen ab dem neuen Jahr dann auch auf unsere Kirchenbezirkswebsite einstellen, so dass Sie auch einen guten Überblick haben können. Auf ein Gesamtprogramm wollen wir verzichten, stattdessen der Vielfalt der Ideen Raum geben.
IV.
Dass es diese hierzu geben wird, davon bin ich überzeugt. Anders als etwa beim großangelegten Ideenwettbewerb der Landeskirche. Der Unmut, den ich im Frühjahr während der ersten Monate des laufenden Wettbewerbs vernahm, deckte sich mit meinem eigenen Unverständnis, so dass wir in verschiedenen Gremien auch eine Stellungnahme beraten haben, die dann über unsere Landessynodalen an die Gesprächskreise weitergeleitet wurde und die zwischenzeitlich ja auch im württembergischen Gemeindeblatt Resonanz gefunden hatte.
Unsere Kritik, die sowohl grundsätzlich theologische Fragen stellte als auch sich auf das formale und grafische Konzept des Wettbewerbs bezog, führt nun nicht zum stillschweigenden Rückzug des ja noch für weitere zweieinhalb Jahre konzipierten Projekts, aber es wird Veränderungen und Anpassungen geben, die das Ganze für die Interessierten einfacher und übersichtlicher machen. Die Zahl der Themen wird von 9 auf 2 reduziert, die Zielgruppe deutlicher konturiert – eher kirchenfernere Digital-natives – und der etwas verzwungene Bezug zur Reformationsjubiläumsdekade wird nicht weiter in dem Maße kommuniziert werden wie bisher. Ich habe den Eindruck, dass die doch deutlich kritischen Rückmeldungen im Lenkungskreis konstruktiv aufgenommen worden sind.
V.
Ein letztes Stichwort möchte ich in diesem Rahmen noch ansprechen, obwohl ich mir dabei so gar nicht sicher bin. Wir alle wissen, dass mit Hilfe der sogenannten Pfarrpläne in unserer Landeskirche die Zahl der Pfarrstellen reduziert werden. Nach den bisherigen drei Pfarrplänen 2006, 2011 und 2018 sind zur Zeit die Vorarbeiten beim Oberkirchenrat und in der Landessynode für den nächsten Pfarrplan 2024 in vollem Gange. Auch der anschließende Plan 2030 wird bereits mit konzipiert, denn das erklärte Ziel ist, dass nach der Umsetzung des 18er Plans weitere 30% aller Pfarrstellen in der Landeskirche gekürzt werden sollen. Das Ziel ist, ab dem Jahr 2030 wieder mit einer durchschnittlichen Pastorationsdichte von gut 1700 Gemeindegliedern pro Pfarrstelle arbeiten zu können. Bis dahin machen uns sowohl allgemein demographische Faktoren wie vor allem auch eine sehr ungleichmäßige Altersverteilung der aktiven Pfarrerinnen und Pfarrer zu schaffen. Konkret, die Zahl der Gemeindeglieder nimmt in der ganzen Landeskirche ab, freilich in den einzelnen Kirchenbezirken unterschiedlich schnell. Und zudem werden in den Jahren 2025 bis 2029 jeweils weit über 100 Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand gehen. Um in Zukunft solche Pensionierungswellen zu vermeiden, aber auch um eine solide Finanzplanung des Pfarrdienstes sicherstellen zu können, hat die Landessynode entschieden, jährlich 46 Aufnahmen in den Vorbereitungsdienst, d.h. ins Vikariat zu ermöglichen. Würden wir angesichts der Ruhestandswelle nun kurzfristig doch wieder mehr aufnehmen, könnten wir diese dann höhere Zahl im Pfarrdienst auf die Dauer mit immer weniger Gemeindegliedern nicht mehr finanzieren.
Die Konsequenz ist nun also, dass versucht werden soll, mit den nächsten beiden Pfarrplänen die kommenden 15 Jahre einigermaßen gerecht zu gestalten, dass nicht einfach willkürlich durch Zurruhesetzungen Stellen wegfallen oder gar die ländlichen Gemeinden auf Grund der erhöhten Nachfrage nach Stellen im städtischen Raum nicht mehr besetzbar werden.
Wir rechnen mit den konkreten Zielzahlen im ersten Halbjahr 2017, so dass dann im Laufe des Jahres 2017 unsere Beratungen, wie wir die landeskirchlichen Vorgaben auf Bezirksebene umsetzen können, stattfinden werden, um schließlich in 2018 zu einer Beschlussfassung darüber in der Bezirkssynode zu kommen.
Und obwohl diese tatsächlichen Zahlen erst in 2017 verhandelt werden, möchte ich den Horizont jetzt schon andeuten, weil die Dimension von im landeskirchlichen Durchschnitt jeweils 15% Stellenstreichung auch für uns im Kirchenbezirk Reutlingen so groß sein wird, dass wir ganz grundsätzliche Überlegungen werden anstrengen müssen. Ich habe den Kirchenbezirksausschuss deshalb ausdrücklich auch darum gebeten, dass wir miteinander Vorschläge entwickeln, wie die tatsächliche Beratung des nächsten Pfarrplans organisiert werden könnte. Ich selber werde gewiss zu gegebener Zeit mich auch mit Ideen einbringen. Aber es ist mir ein großes Anliegen, dass wir die Aufgabe, wie wir dies beraten und gestalten können, als gemeinsame Aufgabe verstehen und dass deshalb möglichst offen erste Ideen entwickelt werden können.
VI.
Von einer gemeinsamen Aufgabe spreche ich in diesem Zusammenhang und ich meine dabei vor allem auch die Einheit von – lassen Sie es mich so deutlich sagen – von Gesamtkirche Reutlingen und dem weiteren Kirchenbezirk. Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, die anstehenden strukturellen Veränderungen im wechselseitigen Verständnis und solidarisch zwischen den Anliegen der ländlichen und der städtischen Gemeinden gestalten zu können. Ich möchte dazu beitragen, dass wir nicht faktisch das intensivieren, was auf kommunaler Ebene angestrebt wird, die Auskreisung der Gesamtkirchengemeinde. Ich jedenfalls bin von der Vielfalt der Gemeinden und Strukturen in unserem Kirchenbezirk beeindruckt. Darin liegen aus meiner Sicht ganz große Chancen, wenn wir diese Vielfalt aufmerksam wahrnehmen und von unserer Unterschiedlichkeit her lernen. Keine Gemeinde ist der Nabel der Welt, sondern die Vielfalt der Gemeinden macht unsere kirchliche Welt aus. Und damit meine ich keineswegs nur die unterschiedlichen strukturellen Voraussetzungen, sondern ganz bewusst auch die inhaltlichen Prägungen. Dabei gilt auch noch einmal, was ich vorhin schon als paulinische Mahnung zitierte: Es sind verschiedene Gaben, aber es ist ein Geist, verschiedene Dienste, aber ein Herr, verschiedene Kräfte, aber ein Gott, der da wirkt alles in allem. (1. Kor 12, 4-6). Mit diesem am Ende doch sehr ermutigenden Gedanken aus dem 1. Korintherbrief möchte ich schließen, Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit danken und Sie zum anschließenden Austausch über die hier vorgetragenen Überlegungen einladen.
Reutlingen, 16. Oktober 2015
Dekan Marcus Keinath